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Politisches Buch: "Aufruhr der Ausgebildeten"
"Der Aufruhr der Ausbildeten" heißt ein Buch, das in der Hamburger Edition erschienen ist. Geschrieben hat es der Politikwissenschaftler Wolfgang Kraushaar, Autor der Studie "Achtundsechzig - Eine Bilanz". Kraushaar befasst sich seit vielen Jahren mit den Zielen und Strukturen von politischen Protestbewegungen. In seinem neuen Buch untersucht er sowohl den Arabischen Frühling als auch die Occupy-Bewegung.
Von Heide Soltau
Das Buch "Der Aufruhr der Ausgebildeten" von Wolfgang Kraushaar ist in der Hamburger Edition erschienen. Hut ab vor dieser Fleißarbeit. Wer sich schnell informieren will über die Ereignisse des vergangen Jahres, ist mit Wolfgang Kraushaars Studie gut bedient. Das Buch "Der Aufruhr der Ausgebildeten. Vom Arabischen Frühling zur Occupy-Bewegung" knüpft an die Tradition der berühmten rororo aktuell Reihe an, die einst die Westdeutschen mit Analysen zum Zeitgeschehen versorgte. "Der Aufruhr der Ausgebildeten" ist also nicht für die Ewigkeit geschrieben.
Genauerr Blick auf die handelnden Akteure
Kraushaar richtet seinen Blick zunächst auf die Schauplätze des Protests und die Ereignisse im Jahr 2011 und dann auf die Akteure, die dort demonstriert haben: auf dem Tahrir-Platz in Kairo, in Madrid, New York, Frankfurt am Main und vielen anderen Städten. "Auffällig ist, dass es sich bei den Kerngruppen derjenigen, die diese Proteste initiiert haben, um ganz ähnliche Personen handelt. Es sind junge, sehr interneterfahrene Leute gewesen, es sind gut Ausgebildete gewesen. Das spricht dafür, dass es ein ähnliches Motiv gegeben haben kann, in dieser Weise die Proteste zu organisieren, wenn auch mit unterschiedlichen Zielsetzungen", sagt Kraushaar.
Forderung nach mehr Kontrolle und Transparenz
Diese jungen Leute protestierten gegen die Verhältnisse, die ihnen keine Chance gaben, trotz Ausbildung oder Studium einen angemessenen Job zu finden. Im Gegenteil, in vielen arabischen Ländern war "die Arbeitslosigkeit mit dem Bildungsgrad" gestiegen, heißt es in Kraushaars Buch. Während sich der Protest dort gegen die autokratischen Regierungen richtete, wandten sich die Vertreter der Occupy-Bewegung gegen die Banken und das Finanzkapital. Sie forderten mehr Kontrolle und Transparenz.
Das gipfelte in der Parole, die Wallstreet zu besetzen. "Man könnte das so unterscheiden und sagen, auf der einen Seite sind die Vertreter, die Anhänger der Occupy-Bewegung, an reformerischen Zielen interessiert gewesen und die Aktivisten der Arabellion doch an einer Art von Revolution, einer wirklich grundlegenden Umwälzung des politischen Systems", so Kraushaar.
Occupy-Bewegung geht die Puste aus
Ein Dreivierteljahr später ist es ruhig geworden um Occupy. Das große Camp in Manhattan wurde geräumt und die Protestdemonstrationen gegen die Schuldenkrise in Griechenland, Spanien und Italien haben nicht zu internationalen Solidaritätsaktionen geführt. Der Occupy-Bewegung sei die Puste ausgegangen, sagt Kraushaar, während es die Arabellion immerhin geschafft habe, Mubarak in Ägypten, Ben Ali in Tunesien und, mit westlicher Unterstützung, Gaddafi in Libyen abzusetzen.
"Ich glaube, es ist schon ein großer Fortschritt, dass überhaupt solche Wahlen durchgeführt werden können, dass es darum geht, in einzelnen Ländern zunächst mal verfassungsgebende Versammlungen einzuberufen und dann auch neue Verfassungen zu verabschieden", so Kraushaar.
Vorbildfunktion der Arabellion
"Der Aufruhr der Ausgebildeten. Vom Arabischen Frühling zur Occupy-Bewegung" nennt Kraushaar sein Buch, in dem er die Ereignisse des vergangenen Jahres bilanziert. Er verweist auf die Vorbildfunktion der Arabellion. Das sei der Startschuss für die Occupy-Bewegung gewesen. Ermuntert durch die Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz hätten sich die Kritiker des Finanzsystems zusammengeschlossen, um gegen die Bankenkrise zu protestieren.
"Das für mich Erstaunliche besteht eigentlich darin, dass damit zum allerersten Mal eine westliche Protestbewegung sich orientiert hat an einer, die aus den arabischen Staaten stammte", sagt Kraushaar. Das ist eine Erkenntnis, die das gängige Wahrnehmungsmuster korrigiert. Kraushaar legt mit seinem Buch eine erste Analyse des Protestjahres 2011 vor. Knapp, informativ und anregend.